Hat es Shakespeare nicht gegeben und wurden seine Werke von Affen geschrieben? |
Shakespeare ist der Held aller High School People in America, der ähnlich wie Geothe in Deutschland nur von Abiturienten gelesen wird. Aber woher kommt der Kitsch dieser Epoche? War er nicht immer schon in der Sprache angelegt? Könnten wir nicht rein zufällig Worte aneinander reihen und irgendwann müsste ein großartiges Gedicht bei rauskommen?
Zunächst aber schauen wir uns mal den Charakter der Wiederholung und der Auswahl an. Seitdem es einfacher ist, Videos zu machen und Speicher en masse zur Verfügung steht; seitdem wir viel Freizeit haben, gibt es immer mehr Videos von spektakulären Kunstwürfen und Kunstschüssen. Ich selbst bin mir unschlüssig, ob ich diese folgenden Leistungen noch als Leistungen bewerten soll oder als notwendige Ereignisse, die sich nach Hunderten von Versuchen eben notwendig einstellen. Aber schaut euch erstmal das Video an, denn spektakulär ist es doch:
Die Wiederholung ist das Konzept, was den Übenden zum Meister macht. Den Meister hingegen führt letztlich jeder Versuch zum Erfolg. Doch der Zufall lehrt uns wie der Meister das Unglaubliche, wenn wir ihm nur genug Zeit geben und die besonderen Ereignisse auswählen können. Es ist wie die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Affe, der seit unendlich langer Zeit auf einer Schreibmaschine zufällig Buchstaben tippt, die Werke von Shakespeare geschrieben hat.
Nun die die Wahrscheinlichkeit, dass der Affe Shakespeares Werk abgetippt hat, ist 1. Und er hat es nicht nur einmal geschrieben, sondern unendlich mal als auch unendlich mal mit meinem Namen als Autor als auch auch mit allen möglichen Rechtschreibfehlern, die es gibt. Nebenbei hat er aber auch alle anderen Bücher der Weltgeschichte geschrieben als auch die, die noch gar nicht veröffentlicht sind. Er wird aber auch alles geschrieben haben, was überhaupt möglich ist und das auch unendlich mal. Viel schlimmer an der Tatsache ist aber, dass wenn jemand diesen Schatz finden würde (den Quell, in dem alle Bestseller der Zukunft verborgen sind), er sich durch die Masse dessen, was einfach Unfug ist, nicht hindurcharbeiten könnte. Diesen Unfug gibt es nämlich auch unendlich oft.
Es kommt also auch für den Affen auf die Fähigkeit an, auszuwählen. Aus dem Wust der Möglichkeiten muss der Bestseller und Shakespeares Werk erst herausgesucht werden. Daher stehen wir auch vor der Unendlichkeit der Zeit und wollen wählen. Weil das Leben selbst nicht unendlich ist, müssen wir sogar versuchen intelligent zu wählen; wir können nicht alle Varianten durchexerzieren. So meinte es auch Heidegger: Wir können das Leben nur vom Ende, vom Tode her verstehen, denn der mögliche Tod bringt den Zeitdruck möglichst bald zu wählen, aber dazu schreibe ich ein andern mal ;) Auch wenn die Ergebnisse des Videos also erzwungener Zufall sind, so sind sie doch beeindruckend gut ausgewählt.
Wen das Thema weiter interessiert, der kann sich in meinen älteren Beiträgen über das Verhältnis von Notwendigkeit und Zufall belesen:
– (Teil 1) An der Grenze zwischen Zufall und Notwendigkeit und von der Wirklichkeit des Lebens
– (Teil 2) Zwischen Zufall und Notwendigkeit – Das Lebensschicksal von Managern
Viele Grüße Norman. Und weiterempfehlen und Blogabonnieren nicht vergessen ;)