Grenzen der Reisephilosophie

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An die Grenzen der Reisephilosophie CC_Foto: Stuck in Customs

Du musst reisen, um dich selbst zu erfahren.  So heißt es, aber vielleicht versuchen wir auch aus der Angst vor uns selbst die Grenzen der Welt zu überwinden. Wir reisen, weil wir uns selbst nicht kennen wollen und glauben, die Welt müsste eigentlich überwunden werden. Doch der Mensch ist mit seiner Philosophie die Grenze der Welt, die er nicht mehr übersteigen kann. Wir werden immer hinter uns zurück bleiben, wenn wir nur reisen. Die wirkliche Reise ist daher allein die Reise zu den Grenzen des Selbst.

Andere Reisephilosophien

Früher schienen die Reisephilosophien übrigens noch viel leichter erfüllbar zu sein: Als die Götter noch im Olymp wohnten, wollte man Himmelsleitern zu den Göttern hinauf bauen. Mit jedem Stück Natur, war auch immer ein Gott nur einen metaphysischen Sprung entfernt. Aber dennoch wurden Menschen auch für diese unmögliche Reisephilosophie bestraft. Turmbauten, die Gott (dem Mann, der letztlich über die Welt Bescheid weiß) gefährlich nah kamen, wurden vernichtet. Aufstieg im Denken, eine Reisephilosophie zu den Grenzen war unerwünscht in einer göttlichen Welt.

Heute da die Grenzen des Körper mit dem Spitzensport schon erreicht sind und die Welt auch nur noch einen Flug entfernt ist, gibt es kaum noch die Befreiung durch Höchstleistungen im Denken. Zumal es ja nie wirkliche Befreiung war, doch die Frage ist, wo wir noch hin sollen. Die metaphysische Hoffnung hinter dem nächsten Naturgegenstand etwas zu entdecken, wird nur noch von verqueren Esoterikern vertreten. Tourismus ist daher die Ersatzhöchstleistung. Aber auch dies kann an eine Grenze gebracht werden:


Grenzübersteigungen heute

Das Selbst wäre also der Mittelpunkt unserer heutigen Reisephilosophie und nicht das Reisen an die Grenzen der Welt. Vor jeder Philosophie oder jedem moralischen System steht doch immer ein Selbst im Weg, das sogar noch vor der Welt steht. Wenn wir etwas falsch machen, war es unter Umständen gar nicht das Wissen um die Welt, sondern dieses Ding, das uns eigentlich im Weg stand. Die Grenze der Welt beginnt doch im Mindesten bei uns. Wenn wir also hinter die Kulissen des Welttheaters schauen wollen, dann müssen wir doch wenigstens das Selbst bei Seite schieben. Dieses Selbst aber verfolgt uns mit jedem Schritt in die Ferne. Du selbst bist kein anderer, ob hier oder in fernen Ländern. Damit kommen wir aber zu einem anderen Thema, nämlich den als erfolglos verspotteten Reflexionsphilosophien, als auch zu den Asketen, die durch konsequente Selbstzurücknahme die Welt in sich aufnehmen wollten. Erst hier beginnt die wahre Aufgabe des Menschen, sich selbst zu entdecken und das bedeutet Philosophie. Keine Reisephilosophie als diese kann es geben.

Nein, es ist schon schwierig, die Enden der Welt in unserem Selbst zu beschreiben. Einer kann nicht weiter reisen als zur Welt und sich selbst. Welt und das Selbst sind Grenze, ein Band das sich auch nicht durch Philosophen zerreißen lässt. Grenztourismus und Reisephilosophie ergeben keine höheren Erkenntnis, auch wenn es ganz schön aussieht:

Weltreisen sind  schön, aber auch keine Lösung. Weitere Versuche der Weltbeendigung findet ihr unter Asketen.

 

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