Im Auge des Universums – Beobachtung der Gefahr (Teil 1)

Reinhold Messner sagte einst, dass er seine eigene Heimat sei. In der Gefahr der Berge, wo jeder Schritt tödlich sein könne entdecke der Mensch sich selbst bei sich selbst.
Angesichts einer Außenwelt, die dem Menschen jederzeit das Leben abringen würde, kann der Mensch sich als unverrückbaren Seelenstein festsetzen. Er tritt in die Ruhe der Angst.

Tatsächlich die Gattung „Mensch“ kämpft sich in das innere eines Weltorkans vor. In diesem Auge der Ruhe konnten ein Menschengeschlecht zu sich selbst einkehren. Wir sind selbst Auge geworden, das nach draußen in die Gefahr blicken kann oder sich zurück in die falschen Heimaten der Gemeinschaft zurückzieht, so als wäre Stabilität nicht nur ein Menschenrecht, sondern ein Naturrecht.

Metaphysisch, heißt es, sind wir obdachlos, das heißt wir wissen nicht, wo unsere Heimat ist. Zunächst haben wir nur uns selbst und den Anderen. Hier reden wir uns Mut zu. Im Alltag suchen wir nicht die Gefahr. Das Leben am Limit würde verständlicherweise zu viel Stress bedeuten. Doch schon Heidegger erkannte, dass nur das Vorlaufen in den Tod die tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Menschen selbst und der Menschheit bringen könne.

Der Versuch das Ganze zu erfassen. Quelle: wikimedia, Camille Flammarion, L’Atmosphere

Denn es gibt mehr als nur uns, als verkrampfte Pop-Musik oder elitäre Kulturspektakel, mehr als die tagespolitischen Scharmützel um Guttenberg und Westerwelle. Es gibt mehr als die Mode einer sich feiernden Kultur als die Internetphänomene von gelangweilten Menschen. Wir müssen uns den Fragen stellen, was diese Welt, die glücklich machen kann und überrascht, tatsächlich ist, denn es wird uns immer wieder bewusst werden, die Welt selbst ist gefährlich.

Um es mal anders zu verdeutlichen: Da unser Körper selbst Welt ist, erfahren wir die Gefahr in der Krankheit am eigenen Leib. Die Gefahr ist das potentiell Tödliche für uns und solange wir sterblich sind unentrinnbar. Heidegger erkennt hierin nun, dass in der Gefahr auch das Rettende wachse, denn hier beginne das Denken. Jenseits der Sinne im Denken wird uns die Gefahr bewusst und vielleicht ist sie bezwingbar. Doch welche Gefahr meinen wir? Die Gefahr des Bergsteigers, des Fettleibigen, des Glutamatverzehrers, das Temposünders? Nein, wir stehen der abstrakten Gefahr unser Leben zu verfehlen gegenüber. Die Gefahren sind teilweise größer als die existentiellen Fragen, die wir uns stellen (was ziehe ich heute nur an?). Ich möchte nur darauf verweisen, dass sich gerade die Erdachse verschiebt, warum wir mittlerweile eine Art arabischen Mond in Europa beobachten können, ob dieses noch Konsequenzen für uns hat, ist eine schwierige und schwerwiegende Frage. Zudem bedrohen Veränderungen des Magnetfeldes der Erde oder der Supervulkan im Yellow Stone National Park unser individuelles Existieren, sogar das Existieren unserer ganzen Gattung. Darüber hinaus ist die menschliche Gattung und alles Leben angesichts einer sich aufblähenden Sonne oder sich annähernder Galaxien noch der großen Frage des Überlebens überhaupt ausgesetzt. Das Universum ist je genauer wir nachdenken ein sehr feindlicher Ort und so finden sich vielleicht Liebende, Horden, Dörfer, Städte und Nationen, um sich vielleicht auf Zeit eine Heimat zu geben, eine Kultur zu finden, Mode zu explorieren, je weiter wir allerdings über diese abgesteckten Gebiete des Heimischen hinaus denken, desto stärker sehen wir die Unheimlichkeit des Ganzen. Im Auge des Orkans können wir ein Auge öffnen und mit uns öffnet auch das Universum ein Auge. Es blickt mit uns in seine Atempause. Wir haben Zeit. Und als Sternenstaub beobachten wir den Sternenstaub in all seinen Facetten und Ausprägungen. Doch was wir im Ganzen sehen, wenn wir dazu bereit sind, ist die Gefahr des Universums, das Denken des ungewissen Ganzen.

Die Welt erkennt der Mensch zunächst nach den Maßstäben der inneren, möglichen Selbsterkenntnis. Doch so sehr wir zu der inneren Angst und dem letzten Subjektkern reisen können, die Grenzen des Universums sind weiter als unsere Anschauung, weiter als der Teil unserer Beobachtung, weiter als unser Denken. Das Gefährliche am Universums wird daher auch unvorhersagbar, weil es sich immer nur in Teilen offenbart. Es ist größer als uns Denken und unser Denken bleibt nur Teil. Das Ganze ist nicht mehr sinnlich, nicht mehr fassbar, nicht mehr denkbar. Die Gefahr ist somit stets abstrakt und entzieht sich. So zeigten die Chinesischen Philosophen stets in das Nichts des Alls, dem Abstraktum schlechthin, um von aller Sinnlichkeit abzulenken, doch sie wussten nie zu sagen, wie sie vom Zeigen selbst den Blick abwenden sollten, um ohne Sinnlichkeit und Denken das abstrakte am Universum, dessen Sein zu auszuweisen. Auch das Ganze wird nur in einem Teil des Universums als Teil gedacht. Ein Universum in die Verwinklungen des Menschenhirns gequetscht, bleibt letztlich sinnlich und nur denkbar, damit aber ist es nicht das Ganze.

Nun haben wir nicht den Blick für das Ganze müssen aber dennoch in diesem Ganzen leben. Wie kann dieses gehen? Richard Feynman (Schwergewicht der Quantenforschung) kann hierzu nur ausführen: „Der Spaß fängt erst dann an, wenn man die Regeln kennt. Im Universum aber sind wir momentan noch dabei, die Spielanleitung zu lesen.“ Und es kommt so weit, dass wir die unverstandenen Spielfiguren sind, ohne überhaupt eine Ahnung davon zu haben, was wir eigentlich spielen und wo das Spielfeld sich hinbewegt. Wie haben uns spezialisiert wie in einem überdimensionalen „Mensch! Ärger dich nicht!“, Konkurrenten auszuschalten, die Schlossallee und Parkstraße zu erreichen, oder unseren Character hoch zu leveln. Wir versuchen eine mögliche, innere Heimat zu bauen, ein Haus, das nicht mehr den Göttern, sondern nur uns gehört. Das Ziel des Ganzen kennen wir nicht, wir wissen nicht wohin mit unserem Verhalten, das wir einfach mal sind, und das Schlimmste daran ist, dass wir immer wieder zu den Gedanken kommen: Vielleicht verhalten wir uns falsch Was also ist unsere Aufgabe?. Mehr noch, wenn diese Frage nicht nur ethisch, also auf uns bezogen ist, sondern moralisch wird: Unser verfehltes Leben kann das verfehlte Leben unserer Gattung bedeuten.

Als spielende Kinder des Universums, die einmal den Ernst gefunden haben, haben wir im Universum selbst keinen Halt mehr. Wir finden keine gottgleichen Eltern, die sich durch Denken oder Sinne erschließen lassen. Wenn jemand dann in sternenklaren Nächten das Nichts des Weltalls über sich zusammenstürzen sieht, die Grenzen der Horizonte als schwarzes Nichts kennenlernen muss, ihm das Nichts begegnet, dann fragt er sich, wo er seine Augen für die andere Welt öffnen muss, doch er hat nur seine Augen und er sieht nichts. Die Einsamkeit des in Unwissenheit Zurückgelassenen weckt das Interesse an der Natur und die Suche nach Antworten. Leider ist es wie in der schlechten Serie „Lost“: Jedes Rätsel wird irgendwann beantwortet, immer aber durch ein nur noch größeres Rätsel. Wir puzzeln ein Puzzle mit Milliarden von Teilen und haben Fragmente wissen aber nicht, ob wir irgendwann ein Bild erhalten. Womöglich ist das Bild, das wir erhalten könnten, dann ohnehin nicht mehr auf denkbare Informationen reduzierbar und so groß wie das Universum selbst.

Letztlich bleibt uns dann nur der Gedanke das Universum, so wie es sich uns zeigt, zu sortieren. Mit diesem Gedanken haben wir aber in uns nur einen Supermessi geboren, der glaubt das Universum unter Kontrolle zusammenhalten zu können. Die Wissenschaft baut die Schränke und Karteikästen, legt Kataloge vom Universum an und nimmt sich des Unverfügbaren an. Sie will ein Tier zahm machen und domestizieren, in Computer einsperren. Die Wildheit der Natur will sie in der Ordnung aufheben. Letztlich aber sind alle bisherigen Versuche Ergebniskosmetik am Kosmos (Kosmos abgeleitet vom griechischen Wort für das Schöne). Die Wissenschaft erhofft sich damit Einblicke in den Spielplan und tatsächlich sie baut Augen, die wir noch nicht besitzen, aber mehr als neue Gefahren und ein bisschen mehr Ablenkung von diesen hat sie bis jetzt nicht erkannt. In der Introspektion des Universums selbst hat sich das Universum bis jetzt nur als Abgrund des Unwissens im Menschen entdeckt. Aber wie es im folgenden Video gleich heißen wird: „Manche empfinden diese Gedanken alle als sehr verstörend, doch andere empfinden das als aufregend.“

Das Hubbleteleskop blickt ein paar Milliarden Lichtjahre weit Quelle: Wikimedia

Genug des flammenden Schreibens vom Weltuntergang und der Weltfremdheit unseres Denkens, genug von der Gefahr. Im nachfolgenden die Meinungen einiger Schwergewichte der Wissenschaft mit Autotunepitching, so dass wir eine Symphony of Science erhalten. Ich bin der Meinung, dass alle Vorlesungen in Zukunft mit Autopitching gehalten werden sollten, um uns für die die Ästehtik der Gefahr, nämlich das Denken, sensibler zu machen.

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