Genies (Teil 3) – Von der Hoffnung Sinnvolles zu tun

Wir haben ja nun gesehen, dass das Genie sich nicht in die sinnlosen Bereiche entfaltet. Solche Menschen würden wir als Inseln bezeichnen. Was relevant ist, ist wie sich der Begabte mit seinen Fähigkeiten in die Gesellschaft integriert, denn nur dort erlangt die Fähigkeit Sinn und Bedeutung.

Immer wieder sprechen wir von den Genies, immer wieder wollen wir die Wunderkinder sehen. Ist Akrit Jaswal einer von ihnen? Mit 10 Monaten konnte er schon sprechen. Mit 7 Jahren hatte er bereits einen höheren IQ als Einstein (146). Dabei ist er nur ein Junge aus einem Bergdorf am Fuße des Himalayas. Doch hinter seinem Lächeln verbirgt sich vielleicht eine der außergewöhnlichsten Begabungen unseres Jahrhunderts. Wir sagen nur, hoffentlich ist er uns nicht böse gesonnen und rettet die Welt ;)

Wir haben also Glück gehabt, denn er will den Krebs besiegen.

Gut, ich sollte mich nicht lustig darüber machen. Natürlich ist er ein einzigartiges Talent ausgestattet mit dem Pathos, die Welt zu verbessern. Diese hohen Ziele, die häufig belächelt werden, sind für mich einziges Zeugnis von Intelligenz, gleich wie Intelligenz gemessen wird.

Rembrandt Heilung der Schwiegermutter des Petrus
Die wirklich Form der Intelligenz: Rembrandt “Heilung der Schwiegermutter des Simon Petrus“ Quelle: wikicommons

Und machen wir uns nichts vor, warum studieren denn Menschen in Deutschland Medizin? Weil sie grundlegend die Gesellschaft reformieren wollen oder weil sie einen sicheren Job wählen, der eine Menge Geld bringt? Gut, womöglich gibt es einen Aufschrei der Arztvereinigungen, wenn ich behaupte, dass Ärzte viel verdienen. Ich bin jedoch der Meinung, dass sie das tun. Ein Durchschnittseinkommen von 164.000 Euro jährlich ist doch nicht zu unterschätzen (Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-07/aerzte-honorare-gestiegen), auch wenn dieses Einkommen nur die Honorare Brutto bezeichnet und davon nochmal Praxis und Praxiskräfte so wie Praxisausstattung bezahlt werden müssen. Doch dann kommen wieder die Privatpatienten und die Pharmaverträge hinzu. Bei den Jammerdebatten werden dann immer wieder Ärzte heranzitiert, die sehr wenig verdienen. Bei dem Durchschnittseinkommen handelt es sich dann aber wohl nur um ein Umverteilungsproblem. Wenn dann argumentiert wird, dass diese Ärzte ja sehr lange studiert hätten, dann kann ich versichern, das haben andere auch, die nicht unbedingt blöder waren. Die Gier ist groß und ich erinnere daran, dass nicht alle den Krebs besiegen wollen. Mir fällt dazu nur der Ausspruch einer Ministerin ein: „Ich kann sie nicht alle zu Millionären machen.“

Das Witzige am zweiten Teil über unser Genie ist im Übrigen wie die Ärzte vorgestellt werden, nämlich wie diese zu dramatischer Musik noch dramatischer in die Kamera schauen ;) Einfach mal beim Schauen drauf achten ;)

Im dritten Teil zeigt sich übrigens, dass unser Genie doch einen sehr selbstbezüglichen Forschehrgeiz entwickelt hat, denn die Lösung wie er Krebs besiegen will, sei noch sein Geheimnis. Also kein gottgeborener Albert Schweizer, sondern karriereinteressiert? ;)

Nach weiteren IQ-Tests ist Akrid enttäuscht, ist er vielleicht doch nicht das von Gott versprochene Genie?

Leider ist der Traum vom Warp-Speed-Genie gestorben. Ausgebremst. Akrid ist 1993 geboren, doch die Spur des Genialen verliert sich. Vielleicht kommt er in der Zukunft mal vorbei und rettet die Welt, aber das Genie ist er wohl nicht. Vielleicht gibt es auch gar keine Genies, sondern nur immer differenziertere Arbeitsteilung? Es gibt außergewöhnliche Leistungen das ist war, aber ob diese noch in den gegenwärtigen Wissensstand so integriert werden können, das ein Einzelner noch die Welt auf den Kopf stellen kann, möchte ich bezweifeln. Nicht ohne Grund gehen die Nobelpreise der letzten Zeit mehrere Forscher. Das Problem wird wohl sein, dass Alfred Nobel festlegte, dass diese nur an drei Forscher vergeben werden dürfen. Zu Akrid lässt sich nur sagen, dass er, wenn denn seine Motivation echt ist, einen zu bewunderenden Willen hat, Gutes zu tun. Von dieser Intelligenz bräuchten wir mehr.

0Shares
Dieser Beitrag wurde unter Grenzen der Philosophie veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Genies (Teil 3) – Von der Hoffnung Sinnvolles zu tun

  1. Pingback: Grenzen des Lesbaren – Daniel Kehlmann und die Dozentur für Weltliteratur in Köln – Philosophie EntGrenzen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert