Die verlorene Wahrheit – Von der Wertlosigkeit der Philosophie

Nicholas Rescher 2

Rescher, eine lebende Enzyclopädie, picture By Rescherpa (Own work) CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


Ich hatte heute eine Unterhaltung mit Nicholas Rescher. Der Mann hat seine hundert Bücher und Tausende von Artikeln veröffentlicht. Hat zu dem ein Arsenal an Ehrendoktorwürden (9). Wäre ich er, würde ich darauf bestehen, dass jeder, der mit mir spricht, diese Dr.Titel nennt und falls nicht, würde ich so tun, als hörte ich ihn nicht.

Wie dem auch sei. Die Epistemologie, Reschers Hauptbetätitigungsfeld, die Lehre vom Wissen, ist derweil ein wenig in Verruf gerraten und viele behaupten wir bräuchten diese nicht mehr. Rescher ist nun einer der wenigen, die glauben, dass wir noch die Ausarbeitung einer Epistemologie bewirken müssten und stellt hierzu die These auf, dass es noch koheränter Systeme bedarf.

Ich habe ihn ausgiebig zu einer Epistemologie und ihrer sozialen Relevanz befragt. Ich zweifle zum Beispiel stark daran, dass uns eine bessere Theorie von Dreiecken eine bessere Politik beschert. Ich glaube im Gegensatz, dass das Gute jeder Theorie vorausgesetzt sein muss.

Reschers Buch zur Epistemologie ist eine Zusammenfassung aller epistemologischen Probleme unter der Idee dass wir keine repräsentationalistischen Wahrheitstheorien bedürfen, sondern Koheränzsysteme. Natürlich schreibt der Mann im analytischen Feld (was auch seine erste Frage war, ob ich denn auch analytisch geschult sei). Dennoch ist Rescher im kontinentalen Bereich unglaublich belesen und auf den Hinweis, dass er sich ja auf Leibniz beziehe, antwortete er nur, dass dieser immer noch sein großer Held wäre. Das Buch zur Epistemologie ist Beitrag zur Philosophie und Lehrbuch zugleich:

Was sonst?

Ich habe soviel an Cybermonday nach Thanks Giving gekauft. Nach 6 Jahren kann ich sagen, dass Thanks Giving der wichtigste, amerikanische Feiertag ist, weil hier alle Familien zusammen kommen. Weihnachten wir nicht von allen gefeiert und selbst Christen fliegen eher an Thanks Givin als an Weihnachten nach Hause. Ich habe endlich einen neuen PC, so dass ich meine Fotographie endlich wieder schneller bearbeiten kann. Ich habe mich für ein Mittelklassemodell entschieden und fahre damit wirklich, wirklich gut. Ich denke nach langen Recherchen, dass das wirklich das beste Preisleistungsverhältnis ist:

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Ich suche übrigens auch fake Converse-Schuhe. Ich will hier nicht 50 Dollar für die ausgeben.


Zur gegenwärtigen Bedeutung der Philosophie 

Im folgenden Artikel geht es eben darum, dass die Philosophie ihre epistemologische Zentralfunktion verloren hat.

Kernthese des verlinkten Artikels:

Philosophie wurde gereinigt und zu einer Wissenschaft unter vielen. Damit ist die Philosophie keine Tugend mehr und der Philosoph ein Durchschnittsdetlef, der sich wie ein fauler Beamter in Archiven ein Biotop aus abzuarbeitenden Büchern errichtet hat und in der Zwischenzeit auf einen Monitor starrt.

Bewertung:

Simple Darstellung historischer Zusammenhänge innerhalb der Philosophie. Der Artikel hat beinahe Precht-Niveau. Die historische Transformation der Tugendphilosophie in das Archivars- und Verwaltungsleben ist leider nur allgemein dargestellt. Der Artikel verpasst es, einen reflektierten Standpunkt zu erreichen, das heißt auf die eigenen Voraussetzungen der eigenen historischen Position einzugehen oder interessante Beobachtungen einzustreuen.

Zusammenfassung:

Philosophie wurde insitutionalisiert und damit „gereinigt“. Der Artikel verortet die Abspaltung der Philosophie um 1870. Die Naturwissenschaften  ebenso wie die Sozialwissenschaften werden zu eigenständigen Wissenschaften entwickelt, die sich nicht mehr vor der Philosophie verantworten müssen. Unter dem Druck der Abspaltung muss sich die Philosophie als eigene Wissenschaft rechtfertigen (dies wird als Demarkation bezeichnet). Unter der Neuausrichtung bleiben verschiedene Betätigungsfelder:

  1. Synthese verschiedener Erkenntnisse aus Regionaldisziplinen
  2. Entwicklung des formalen Grundvokabulars (Logik)
  3. Übersetzung von Erkenntnissen für die Gesellschaft
  4. Disziplinspezialisten
  5. Kombination aller

Nach dem Artikel hätte Philosophie niemals gereinigt werden sollen, denn mit dem Fokus auf Wissensproduktion wurde die Philosophie ebenfalls von der Tugend abgegespalten.

„The individual scientist is no different from the average Joe; he or she has, as Shapin has written, “no special authority to pronounce on what ought to be done.” For many, science became a paycheck, and the scientist became a “de-moralized” tool enlisted in the service of power, bureaucracy and commerce.

Philosophie ist zu einem Gehaltsscheck geworden, einem Beruf unter vielen. In diesem Sinne ketten sich Philosophen an ihre Computer und produzieren angeblich wissenschaftliche Artikel, die von ihren peers bewertet werden.

„Today, a hyperactive productivist churn of scholarship keeps philosophers chained to their computers.“

Ich stimme damit überein, dass die Philosophie unnötig, verwissenschaftlicht worden ist, denke aber dass die Reduktion auf den Wahrheitsgehalt problematisch ist. Ich glaube ich habe zuviel Rorty gelesen und kann nur mit einem Zitat von Tom Rockmore zur Relevanz der Theorie enden. Für ihn sind Platon, Kant und Husserl Verteidiger, dass wir nur praktisch handeln können, wenn wir eine gesicherte Wissenschaft haben, während Aristoteles, Hegel und Marx der Praxis den Vorrang geben:

“On the one hand, there are those, such as Plato, Kant, Husserl and even Whitehead […] on the other hand there are those, such as Aristotle, Hegel, and Marx, who are concerned to limit, or even to reject, some claims for the relevance of reason.” (Rockmore, Tom Habermas on Historical Materialism 1989:173)

Sonnenuntergang Winter

Mein Philosophie-Projekt neight sich dem Ende entgegen, sohwohl Dr.-Arbeit als auch die Beschäftigung mit Epistemologie.

 

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