Meine Studenten fragten mich vor ca. 2 Wochen, wie ich die Situation in der Ukraine einschätzen würde. Ich antworte, dass das normative Gebot, die Freiheit sei, aber dass Entscheidungen die Frage des Politischen sind. Wir Philosophen brauchen vor allem Zeit.
Wenn zwei Menschen auf hoher See ertrinken und nur noch ein rettendes Holzbrett vor ihnen schwimmt, dann dürfen sie um den letzten Strohalm bis auf den Tod kämpfen. Wenn zwei Philosophen auf hoher See ertrinken und nur noch ein rettendes Holzbrett vor ihnen schwimmt, dann werden sie diskutieren, bis sie beide allein sterben. Kurz: Sie haben den falschen gefragt. Ich würde ihnen allerdings etwas Vernunft verkaufen, damit sie dann vielleicht Dinge etwas rationalisieren könnten.
Hier in Amerika sei Obama jedoch nun ein Schwächling  (http://youtu.be/QVJHhM6vxpQ) und Putin der Mann der Stunde. So versucht Fox, den gegnerischen Präsidenten klein zu reden. Ein kräftiges Völkchen an Russen also. Sie hatten sich einen starken Mann gewünscht und einen Krieger bekommen. Nachdem sie Olympia gewonnen haben, sind sie wieder wer. Jemand, der der Welt vormacht, was man so vorzumachen hat, denn Russland ist ein ökonomischer Zwerg nur gehalten von einer Rohstoffrente, die ein plumpes Menschensein aus dem Boden zu holen, versteht. Die Oligarchen teilen sich ihre Reichtümer auf. Von Russlands Kultur sind nur noch wenige Wunderkinder übrig geblieben und nun baut die Kultur auf ein archaisches Atomarsenal.
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Russland der ökonomische Zwerg
66,6 Billionen Rubel oder 1,3 Billionen Euro Bruttoinlandsprodukt. Deutschland hat im Vergleich das Doppelte, Europa 7,3 mal so viel und die Nato-Staaten packen das 20-fache drauf (Quelle Zeit). Ein Wirtschaftszwerg hadert mit Minderwertigkeitskomplexen und beschwört eine kleinkindliche Wutkrise für die Welt.
Der Schakal Putin ist das homoerotische Abziehbild eines ganzes Systems. Eine eingespielte Propagandamaschine, die im Weltendruck zynisch rattert. Die Welt drängt nach Kooperation, aber Systeme dominieren. Die Welt drängt auch nach Irrationalität, denn dort, wo die Vernunft entscheiden soll, dort ist es nicht einfach. Lösungen zeigen sich nicht, Gewalt ist schneller.
Putin ist kein Mann, sondern ein System. Hinter den Mauern des Kremls leben Schwule. Sie dürfen dies nicht öffentlich machen, die Propaganda führt ein Eigenleben der Macht. Putin besitzt selbst nur einen alten Wolga und eine ererbte Datscha (Quelle). Die Macht diktiert welches System die Zeit dominiert. Diese Systeme aber existieren über Putin hinaus und gleich auch der Westen mit veränderter Rhetorik noch die Stimmen der Vernunft einbindet und gleichschaltet, so hat sich doch das Zarensystem renoviert und reagiert nun.
Die Tyranneien sind Immunsysteme, die lange Zeit mit Bildung weggeimpft werden konnte. Doch der Wirkstoff hat seine Wirkung verloren und die Tyranneien haben sich immunisiert. Die Krankheit der Welt, als ob sie jemals gänzlich vertilgt war, ist zurück und das ist der Irrsinn der Welt, wie auch schon Merkel an Obama festellte. Er lebe in einer Traumwelt.
Menschen in Russland wollen sich nicht mehr mit westlicher Weichlichkeit impfen lassen, wir brauchen wieder starke Leviathane.
Der Zar bedient sich seiner stärksten Waffe der Zarbombe.
Und hier sind wir Menschen, die eins und eins wirkungslos zusammen zählen. Die Summe unseres Propagandakonsums und unserer Vorurteile hält das System. Systeme herrschen durch die Irrationalität des Alltags. An meinem Fenster spazieren merkwürdige Kreaturen vorbei, manchmal schieben sie leere Einkaufswagen vor sicher her, Obdachlose an die ich wirkungslos mein Kleingeld vermache, manchmal transportieren sie Fernseher in Schubkarren, neue, noch größere Fernseher. Wir bezahlen für Propaganda. Und nur weil wir die gegenteilige Meinung vertreten und mehr Polemiken wortgewandter umherschreien können, sind wir nicht differenzierter. Dann denke ich über die neueste Kotzperformance von Lady Gaga nach (zur Ablenkung hier der Link Die Übergeblichkeit der Lady Gaga), ich denke an den Pie-Tag, heute, der 14.03.14. Diese Zahl ist irrational und nicht verstehbar. Das Krankenhaus gegenüber beschäftigt einen Mitarbeiter, der mit einem Gebläse das Laub am Boden festbläst und ansonsten höre ich die protestierenden Christen, die gegen Abtreibung demonstrieren, sowie in Russland Schwule das Übel des verweichlichten Westen sind. Wir propagieren was Rational sei, aber ist dies nicht das Irrationalste überhaupt? Sind dies denn Hebel, seine Meinung zu sagen?
Ich frage mich nun, welche Bewegungen in diesem Umfeld sind nur zufällige Schlenker mit den Armen, zufällige Blicke, zufällige Worte, die aus den Mündern zu Boden fallen, unnütze Handlungen, die im Lauf der Geschichte verpuffen ohne irgendeine Spur im Universum zu hinterlassen? Welche Demonstrationen und welche Revolutionen waren wirklich Geschichte? Ich weiß noch, wie wir DDR-Bürger für die ersten Burger anstanden, der Erfolg der Revolution war ein Wohlstandsverlangen, die Revolution aber veränderte nicht die Mentalität, sondern was wir früher als Propaganda bekamen wurde nun in Konsum energetisiert. Welche Handlungen aber tragen im Gegenzug zu dem notwendigen Lauf einer größeren Geschichte bei, so dass diese Atome doch einem Lauf des Universums Richtung geben? So dass unsere Mentalität wichtig wäre? Konsum zumindest beutet die Welt nachhaltiger aus als Propaganda.
Es ist die Frage nach Geschichte
Nun, es ist viel Redundanz in meiner täglichen Bewegung, anders hier:
„Am 3. Juni 1961 hatten sich die beiden mächtigsten Männer der Welt im Musikzimmer der US-Botschaft in Wien getroffen. Wie Kennedy später berichtete, lief der für sein aufbrausendes Benehmen berüchtigte Kreml-Chef sofort „Amok“ und stellte erneut sein Berlin-Ultimatum, das er 1958 erstmals formuliert hatte. Die Westmächte sollten aus der von den Alliierten geteilten Stadt abziehen, um „eine normale Lage in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik zu schaffen“. Als der US-Präsident ablehnte, drohte Chruschtschow: „Wir wollen keinen Krieg, wenn Sie ihn uns aber aufzwingen, wird es einen geben.“ http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/23791/die_alles_weg_maschine.html
Mehr noch die Drohungen hatten einen realen Hintergrund, denn die Menschheit hatte durch die Vereinigung so mancher Kräfte das Atom zum Verbündeten einer selbst entworfenen Geschichte gemacht. In der neuen Menschheitsgeschichte beherrschen wir das Materielle derart, dass dabei selbst die Vernichtung der menschlichen Geschichte Bedeutung bekommt. Das Geschichtsträchtigste Ereignis wäre es dann, wenn Menschen sich aus der Geschichte des Universums herausnehmen, die absolute Negation. Menschliche Großsteuerungsprojekte haben andere Konsequenzen als die individuellen Horizonte unseres Vergnügens:
„Jede Megatonne atomarer Sprengkraft fordert langfristig 10.000 Menschenleben. Und nun plante Chruschtschow insgesamt 59 Tests innerhalb von zwei Monaten – zwölf davon im Megatonnenbereich. Die propagandistische Krönung der Testreihe war die „Zar“-Bombe,“ http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/23791/die_alles_weg_maschine.html
Was gehört zur Geschichte?
Ich trinke ein Glas Wasser und doch ist es anders als würde ein Weltgeist dieses alles tun. Wenn ein Tepco Manager ein Glas Wasser trinkt, dann, weil es Fukushima gibt und in der Hoffnung, dass es Fukushima danach nicht mehr gibt. Wie die Choreografie keinen Zufall mehr kennen will, so wollen wir es ebenso wenig. Die Welt soll Sinn haben.
Bei mir beginnen die Kontrollphantasien in anderen Dimensionen. Ich trage neuerdings eine Stoppuhr um den Hals und stoppe meinen Tee, mache Sandwiches nach Zeit, ich laufe viel, die Berge hinauf, die Berge hinab, ich stoppe Zeiten des Schlafes, ich habe wieder begonnen alles zu zählen. Ich brauche um eine Seite zu lesen 6:02 Minuten, wenn sie Gehalt hat, ich brauche für ein zwei seitiges Studentenessay 12:31 Minuten und alles zerfällt in Zeit (Effizienzkontrolle). Es ist als würde ich mit der Stoppuhr ein anderes Bewusstsein tragen. Während ich also diesen Zeitstückchen meine Aufmerksamkeit widme, verbringen andere ihre Zeit eher mit den Naturkonstanten, um sie in Richtung Geschichte zu verbiegen.
„Ursprünglich sollte die „Zar“-Bombe eine Sprengkraft von 100 Megatonnen entfalten. Nach Sacharows Berechnungen hätte sie somit eine Strahlung abgeben, die über die Jahrzehnte eine Million Leben fordern würde. Deswegen erwirkte Sacharow, dass die Kraft der „Zar“-Bombe auf die Hälfte gedrosselt wurde.“
Die Sprengkraft der Bombe entsprach 50 Millionen Tonnen TNT, was ein Würfel mit einer Kantenlänge von rund 300 Metern Sprengstoff entsprach, der so hoch wie der Eiffelturm gewesen wäre. Das Flugzeug, das die Bombe abwarf, konnte geradeso entkommen. 45 Kilometer war es mittlerweile entfernt, als ein 10 kilometerbreiter Feuerball 64 Kilometer in die Luft flog. 270 Kilometern entfernt war die Wärme der Bombe noch auf der Haut zu spüren, Tausende Kilometer entfernt zersplitterten Fensterscheiben. Die Druckwelle raste dreimal um den Erdball.
Vielleicht also ist gar die seelenlose Existenz der Erde eine Knospe, die nie zu ihrer Reife kommt und sich in einem kalten Universum verliert, weil Geschichten auch immer mit den Instrumenten der Vernichtung geschrieben werden, weil die Geschichte der Vernunft sich immer erst an der Geschichte der Irrationalität erkennt.
Einer schaut aus einem Fenster in ein Universum der Möglichkeiten und er weiß, dass seine Wünsche nicht die eigenen sind, und dass die Welt vielleicht ein einziger Rausch nach Leben und Ordnung ist, der vielleicht nur die Form einer Seifenblase trägt. Die Menschheitsträume sind ein Atem, der in den chemischen Sphären eine schillernde Form gewinnt, aber doch nur der Wunsch einer Welt, die vielleicht Ordnung nicht erreichen kann und in den Großphantasien von Geschichtsschreibenden zerplatzt.
Alles in allem: Die Orangene Revolution hatte einst das Ende Janukowitsch’s bedeutet, nur um dann vom Volk gewählt zu werden. Revolutionen kommen und gehen und wir widmen uns der Ablenkung im Hintergrund aber wabert ein anderes, ein anderes, das wir nicht mit Revolutionen bekämpfen. Was bleibt ist die Hoffnung in ein neues Medikament. Der Wirkstoff „Bildung“ wurde nicht nur wirkungslos, sondern ökonomisiert, wir bilden uns schließlich, um aufzusteigen.
Norman SchultzÂ